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Wesen, Anforderungen & Haltung

Was macht den Kurzhaarcollie aus?

Zuallererst muss klar sein, dass jeder Hund (und auch jeder KHC) ein Individuum ist und nicht jeder Punkt auf jeden Rassevertreter gleich stark zutrifft. Vieles ist von der Sozialisierung und der Erziehung abhängig, Ihrer kann also möglicherweise ganz anders sein!

Folgende Charakteristika habe ich allerdings sowohl an meinen eigenen, als auch an vielen anderen KHCs erlebt.

 

Wenn wir einmal die ehemalige Verwendung der Rasse betrachten, so war er ein eher selbstständiger Hüte- und Treib- aber auch Wachhund, allerdings ohne die Herden zu schützen, das war auf den britischen Inseln dank fehlender großer Fleischfresser nicht nötig. Diese Eigenschaften sind auch immer noch vorhanden, beim einen mehr, beim anderen weniger. Was heißt das nun?

 

Als Hüte- und Treibhund musste er mit dem Menschen kooperieren. Das heißt, er geht eine enge Bindung zum Menschen ein, hat den Willen zu arbeiten und lässt sich in der Regel gut führen. In der Regel. Denn als eher selbstständiger Hütehund musste er seinen Job teilweise auch auf sich allein gestellt erledigen, das bedeutet er muss durchaus dazu fähig sein im Zweifel seine eigenen Entscheidungen zu treffen und so zu handeln, wie er es für sinnvoll hält. Das heißt für den modernen Alltag, dass ein KHC zwar gerne geführt wird, bei fehlender Führung aber durchaus eigenständig handelt, was nicht immer dem Sinn des Besitzers entspricht.

Um eine Herde Schafe zu lenken bedarf es einem guten Gespür für “Druck machen” und “Druck lockern”, zu viel Druck lässt die Tiere “bocken” oder sogar panisch davon laufen, zu wenig Druck und der Hund wird nicht ernst genommen. Der ausgeübte Druck muss also immer angemessen und das Timing passend sein. Um das leisten zu können, braucht ein Hund eine gewisse Sensibilität und Intelligenz, sowie die Fähigkeit auch kleinste Reize wahrzunehmen. Diese Eigenschaften findet man deshalb auch beim KHC. Das bedeutet, er muss Veränderungen in der Körpersprache oder Stimmung sehr fein wahrnehmen und darauf reagieren können. Als Besitzer sollte man sich bewusst machen welche Signale man aussendet, da der KHC das meist widerspiegelt (positiv wie negativ). Wenn man es geschickt anstellt kann man diese Eigenschaften sehr gut nutzen, aber sie können einem auch zum Verhängnis werden, besonders wenn man als Besitzer nicht die nötige Souveränität mitbringt. Außerdem kann eine ungewohnt reizüberflutete Situation einen jungen KHC auch mal überfordern, so dass man ihm die Zeit geben sollte das alles zu verarbeiten.

Milo schleicht sich an

Hüten ist übrigens jagen, nur ohne die Abschlusssequenz des Packens und Tötens. Ein jagender Wolf umkreist eine Herde auch und schleicht sich heran, bevor er losrennt, hetzt und zupackt. Deshalb ist es nicht richtig, dass ein KHC keinen Jagdtrieb hat - er ist durch seine Kooperationsbereitschaft und dem Wille sich eng zu binden oft so gut trainierbar, dass man daran ganz gut arbeiten kann, aber die Anlage auf Sicht zu hetzen, bewegten Objekten nachzulaufen (Fahrrädern, Joggern,...) usw. ist bei den meisten Rassevertretern durchaus gegeben. Auch ein KHC macht hetzen Spaß, wenn man ihn lässt. Deshalb kein Punkt, den man vernachlässigen sollte. 

Da die Rasse neben seiner Rolle als Hüte- und Treibhund als “Allzweckhund” (=Allrounder) auch auf Höfen zu finden war, war eine gewisse Wachsamkeit gewünscht. Auch heute bringen viele Rassevertreter eine territoriale Anlage mit sich und melden wenn sie Anlass dazu sehen. Da ihr Zweck aber nie dem Schutz galt, belassen es die meisten KHCs dabei und halten lieber Sicherheitsabstand anstatt aktiv nach vorne zu gehen und ggf. körperlich einzugreifen.

Isaac

Was heißt das nun alles für die moderne Haltung als Familienhund?

Ein KHC möchte bei seinen Menschen sein, er ist für Zwinger- oder Außenhaltung nicht geeignet, genauso wie er nicht den ganzen Tag alleine gelassen werden möchte.

Sie sind sehr lauffreudig, man sollte ihnen die Möglichkeit zur außreichenden Bewegung über lange Spaziergänge, Fahrradfahren, Zughundesport, wandern usw. bieten.

Sie arbeiten gerne, sie können zwar ohne viel extra Bespaßung zurechtkommen, aber die meisten KHC-Augen leuchten wenn man sie geistig fordert. Deshalb wirklich sehr schade, wenn man ihnen das nicht bieten möchte, das Potential ist nämlich da. Oft sind sie bei der Art der Beschäftigung relativ flexibel, sei es Unterordnung, Agility, Nasenarbeit, Tricks, ….Viele Besitzer probieren mit ihrem Hund einige Sachen aus, bis sie etwas gefunden haben, was ihnen als Team Freude macht. Einiges kann man auch von zu Hause aus machen, Ihr KHC wird es Ihnen danken!

Im Umgang mit anderen Hunden ist der KHC in der Regel neutral, eher deeskalierend und defensiv. Was aber nicht heißt, dass er sich die Butter vom Brot nehmen lässt. Dieser Punkt wird allerdings stark von den Erfahrungen des Hundes beeinflusst, so dass es nie eine Garantie für Verträglichkeit gibt. Meist laufen große Treffen mit vielen freilaufenden KHCs aber vergleichsweise mild ab. Auch Mehrhundehaltung scheint in den meisten Fällen zu funktionieren.

Nemo & Haku
Billa mit Aportierholz
Foto: Alexander Helf

Was die Erziehung betrifft, so springen die meisten sehr gut auf positive Verstärkung an. Natürlich verträgt auch ein KHC mal eine “Ansage”, ein ständig rauer oder grober Umgang liegt ihm aber nicht, dafür ist er zu sensibel. Je nach Charakter des Hundes bricht er entweder unter dem Druck zusammen oder verweigert die Zusammenarbeit.

 

Markant am Collie und einigen anderen Hütehunderassen ist die Neigung zur Gesprächigkeit. Wer einen möglichst stummen Hund sucht, ist beim KHC fehl am Platz. Von wohligem Brummen bis hin zum freudigen Jodeln hat er eine breite Palette an Äußerungen, die er gerne auch benutzt. Es muss also nicht immer bellen sein, wobei manche durchaus dazu neigen bei Aufregung oder Reizüberflutung das “Kläffen” als Übersprungshandlungs-Ventil zu nutzen. Wen das stört, sollte von Anfang an darauf achten es nicht versehentlich zu bestärken oder dem Hund einen Weg zeigen, wie er ohne bellen mit der Situation umgehen kann.

 

Außerdem hat der KHC einen Feind: Wasser. Es gibt ein paar Wasserratten unter den KHCs die wirklich gerne schwimmen - für die meisten ist aber spätestens dann Schluss, wenn sie keinen Boden mehr unter den Pfoten spüren. Natürlich kann man einen Welpen bis zu einem gewissen Grad an Wasser gewöhnen, wenn Wasserfreude aber ein Hauptkriterium bei der Rassewahl ist, ist die Chance das beim KHC zu finden relativ gering.

noch nicht ganz überzeugt...

Conner ist eine Wasserratte - nicht selbstverständlich für einen
KHC!
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